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Samojedische Völker


Die samojedischen Völker

Jamal-Halbinsel, 1969: Samojeden mit Hund "Noho"

Vor über 3'000 Jahren zogen erste Völker von der Iranischen Hochebene in die Tundren im Osten des Urals. Nach und nach bevölkerten die Menschen ganz Westsibirien, vom Weissen Meer (Kola-Halbinsel) bis zum Jenissei.

Der Begriff Samojedische Völker (Samodi-Völker, Samojeden, Samojadj) fasst jene Völker, Bevölkerungen oder Menschengruppen zusammen, die in der Geschichte und in der Gegenwart Samojedische Sprachen verwendeten und verwenden. Fasst man sie mit den sprachlich verwandten Finno-ugrischen Völkern zusammen, so ist auch von Uralischen Völkern, der Uralischen Völkerfamilie oder den Uralern die Rede.

 

Nenzen: Vater mit Sohn, 1969

Die frühesten bekannten Berichte über Samojeden stammen aus dem 17./18. Jh. von Adam Brand und Tooke, die das Volk besuchten. Das Wort Samojede kann nach russischer Volksetymologie etwa als "der, der sich selbst verzehrt" übersetzt werden. Der Begriff ist jedoch ethnologisch umstritten. Häufig findet man daher auch die Bezeichnung sibirische Hasawa.

Es handelt sich um Völker, die ursprünglich als Nomaden lebten und sich von ihren Rentierherden, von Fischfang und von der Jagd ernährten. Heutzutage sind sie weitgehend sesshaft. Obwohl sie von der Russisch-orthodoxen Kirche und den Altgläubigen teilweise schon seit dem 16. Jahrhundert christianisiert wurden, haben sich schamanische Praktiken und Konzepte bis ins 20. Jahrhundert erhalten.

 

Zu den samojedischen Ethnien gehören:

Letztere bilden den Rest der Süd-Samojeden die bis ins 19. Jahrhundert in Teilen Mittel- und Süd-Sibiriens lebten. Auch Vorfahren der Kamassiner und anderer sibirischer Turkvölker waren mit den Samojeden verwandt. Eine im 19. Jh. ausgestorbene Ethnie waren die Matoren.

Informationen zur samojedischen Sprachgruppe:


Nenzen

Die Nenzen sind ein indigenes Volk mit ca. 41.000 Angehörigen im Nordosten des europäischen Teils Russlands und im Nordwesten Sibiriens. Ihre Sprache ist das Nenzische. Die meisten Nenzen leben in den Autonomomen Kreisen (Bezirke) der Nenzen, der Jamal-Nenzen und im ehemaligen Kreis Taimyr. Eine ca. 1500 Menschen starke Gruppe von Waldnenzen lebt überwiegend im Nordosten von Chanty und Mansi.

Insbesondere in diesen Regionen bewahren die Nenzen bis heute eine einzigartige auf der Haltung großer Rentierherden beruhende Lebens- und Wirtschaftsweise. Etwa auf der Halbinsel Jamal gehen ca. 5.000 Nenzen bis heute einem ganzjährigen Vollnomadismus nach, wobei sie zum Winter hin mit ihren Herden in die südliche Waldtundra ziehen und die warmen, aber mückenreichen Sommermonate an der Küste des Polarmeeres verbringen.

Lebensgebiet der Nenzen ist die sibirische Tundra. Von allen indigenen Völkern Westsibiriens haben die Nenzen am erfolgreichsten ihre traditionelle Lebensweise, Sprache und Kultur bewahren können. Ihr Fortbestehen ist durch die Förderung der reichen Öl- und
Gasvorkommen der Jamal-Halbinsel und in der Folge grossflächigen Vernichtung der Rentierweidegründe und der Durchschneidung der Migrationsrouten stark bedroht.

 

Enzen

Enzen-Familie

Die Enzen (Einzahl: Enez) ist die historische Bezeichnung für die Jenissei-Samojeden, einem Volk in Westsibirien auf der Taimyr-Halbinsel mit etwa 230 Angehörigen.

Die meisten Enzen leben in der Siedlung Potapovo, nahe der Mündung des Jenissei. Die Enzische Sprache gehört zur Familie der samojedischen Sprachen. Die Enzen gehören politisch zur Gruppe der indigenen Völker des russischen Nordens, Sibiriens und des russischen Fernen Ostens.

 

Nganasanen

Lebensraum der Nganasanen: die sibirische Tundra

Die Nganasanen sind das nördlichste Volk Eurasiens. Sie leben nördlich des Polarkreises auf dem Gebiet der Taimyrhalbinsel. Ihr Name leitet sich vom nganasanischen Wort nganasa ("Mann", "Mensch") ab. Die Volk selbst verwenden diese Bezeichnung nicht. Männer werden mit dem Wort nja-nganasa bezeichnet, Frauen mit nja-ny und das Volk mit nja-tansa.

Die Nganasanen sind ein samojedisches Volk der Uralfamilie. Sie gehören, neben Nenzen und Enzen, zu den Nordsamojeden. Ihre Sprache, das vom Aussterben bedrohte Nganasanisch, ist mit Nenzisch und Enzisch verwandt (siehe auch: Samojedische Sprachen). Die Zahl der Nganasanen tendiert zu 900, davon nennen 83% der Befragten Nganasanisch als ihre Muttersprache. Sie teilen sich in 2 Gruppen: die westliche (Awamische Nganasanen mit Zentrum Dudinka) und östliche (Wadeische Nganasanen mit Zentrum Nowaja). Bei den Nganasanen handelt es sich um samojedisierte Nachfahren von Tungusischen Stämmen der Ewenken.

Im 18. Jh. wurden die Nganasanen von den Russen unterworfen und allmählich christianisiert. Vielerorts vermischten sich jedoch christliche Vorstellungen mit dem traditionellen Naturglauben. Seit dem 19. Jh. lebten sie von der Rentierzucht als Hirtennomaden, ursprünglich waren sie jedoch ausschließlich Jäger und Fischer. Am Ende des 20. Jh. haben die Nganasanen ihre traditionelle Lebensweise fast völlig aufgegeben und leben nun sesshaft in den Kleinstädten bzw. Jägerdörfern.

Das regionale Radio strahlt regelmäßig Sendungen in Nganasanisch aus, in der Zeitung werden die Artikel in dieser Sprache gedruckt.

 

Selkupen

Selkupen in traditioneller Tracht

Die Selkupen sind ein indigenes Volk Sibiriens mit circa 4'000 Angehörigen, das weitverstreut im Gebiet zwischen den Mittelläufen der Flüsse Ob und Jenissej teilweise noch nomadisch lebt. Früher nannte man sie auch Ostjak-Samojeden. Etwa 47% der Selkupen sprechen noch ihre eigene Sprache.
Die Selkupen leben traditionell hauptsächlich vom Fischfang und haben deshalb das Privileg, mehr Störe und andere Edelfische aus den Flüssen fangen zu dürfen, als es den Russen erlaubt ist.

 



Samojedische Sprachfamilie

Finno-ugrische Sprachverteilung

Die samojedischen Sprachen werden von höchstens 30.000 Menschen im nördlichen Osteuropa und im nordwestlichen Sibirien gesprochen. Sie sind mit den finno-ugrischen Sprachen verwandt und bilden mit ihnen die Uralische Sprachfamilie.
Die uralische Sprachfamilie umfasst etwa 30 Sprachen, die von rund 25 Mio. Menschen gesprochen werden. Sie erstreckt sich über weite Teile des nördlichen Eurasiens von Skandinavien bis über den Ural auf die Taimyr-Halbinsel. Außerdem gehört das Ungarische als ein nach Westen versprengter Ausläufer zu dieser Familie.

Typologisch haben die uralischen Sprachen eine große Bandbreite. Allerdings sind einige Eigenschaften vorherrschend oder doch weit verbreitet: eine reiche agglutinative Morphologie, ein reichhaltiges Kasus-System mit bis zu 20 „Fällen“ und eine weit verbreitete Vokalharmonie.

Die Heimat der gemeinsamen Muttersprache aller uralischen Sprachen, also des Proto-Uralischen, lag wahrscheinlich im zentralen oder südlichen Uralgebiet. Diese angenom-mene Urheimat war bestimmend für die Namensgebung der Sprachfamilie. Der Prozess der Abtrennung einzelner uralischer Gruppen und ihre Einwanderung in die späteren Siedlungsgebiete begann vor mindestens 6000 Jahren. Die Wissenschaft von den uralischen Sprachen und der damit verbundenen Kultur heißt Uralistik oder – bei der Beschränkung auf einen der beiden Hauptzweige des Uralischen – Finnougristik und Samojedistik

 

Samojedistik

Samojedenzelt der Enzen

Samojedistik beschäftigt sich mit der Sprache, Literatur und der Landeskunde der samojedisch-sprachigen Völker Russlands. Sie beschäftigt sich vor allem mit der Erforschung der nenzischen, enzischen, nganasanischen und selkupischen Sprache. Daneben werden die ausgestorbenen Sprachen Matorisch, Kamassisch und Jurakisch behandelt. Die Samojedistik hat sich im 19. Jh. als Wissenschaft etabliert.

Erschwert wird die Samojedistik-Forschung durch das Fehlen größerer Schriftsprachen, die geringe Sprecherzahl, die weiten durch extreme klimatische Bedingungen gekennzeichneten Siedlungsgebiete der Sprecher und die fortschreitende Russifizierung in Sibirien.

 

Zur samojedischen Sprachengruppe gehören:

Nord-Samojedische Sprachen
- nenzische Dialekte: Tundra-Nenzisch, Wald-Nenzisch
- enzische Dialekte: Jennisei-Samojedisch
- nganasanische Dialekte: Tawgi-Samojedisch
- Jurakisch und Ostnenzisch (ausgestorben)

Süd-Samojedische Sprachen
- Selkupische Dialekte: Ostjak-Samojedisch
- Matorische und Kamassische Dialekte (ausgestorben)

Am meisten verbreitet ist die nenzische Sprache, die auch als Schrift- und Amtssprache mehrerer autonomer Kreise in Russland in Gebrauch ist.

Die Sprachen der Wald-Nenzen, der Enzen und Nganasanen werden von wenigen hundert Menschen gesprochen und sind schriftlos. Die ebenfalls schriftlose Sprache der Selkupen ist die letzte überlebende Sprache der Süd-Samojedischen Sprachen, die in Süd-Sibirien verbreitet waren. So sprachen Teile der Vorfahren der Kamassiner und anderer sibirischer Turkvölker bis ins 18. Jahrhundert Süd-Samojedisch.

Nenzisch

Gesprochen in Russland
Sprecher ca. 24'000
Linguistische Klassifikation Uralische Sprachgruppe > Samojedisch > Nordsamojedisch > NENZISCH
Amtssprache in Autonomer Kreis der Nenzen, Autonomer Kreis der Jamal-Nenzen, Autonomer Kreis Taimyr

Nenzisch wird im nördlichen Osteuropa und in Nordasien von den Nenzen, einer ehemals nomadischen und rentierhaltenden Bevölkerung der Tundra und nördlichen Taiga gesprochen wird. Die schriftlose Sprache der Wald-Nenzen wird häufig als Dialekt des (Tundra-)Nenzischen angesehen. Nenzen und Wald-Nenzen können sich untereinander verständigen.
Das Nenzische ist die einzige samojedische Schriftsprache. Um 1895 schufen russisch-orthodoxe Missionare die erste Schrift und veröffentlichten eine Grammatik und eine Fibel. Aber erst die 1932 geschaffene Schriftsprache begann sich zu etablieren. Zunächst wurde mit lateinischen Buchstaben, seit 1937 in kyrillischer Schrift geschrieben. Seither hat sich neben der mündlichen Überlieferung eine kleine Literatur in dieser Sprache entwickelt.

Enzisch

Gesprochen in Autonomer Kreis Taimyr, Russland
Sprecher 70 - 100 Personen
Linguistische Klassifikatoin Uralische Sprachgruppe > Samojedisch > Nordsamojedisch > ENZISCH

Enzisch wird vom Volk der Enzen auf der Taimyrhalbinsel entlang des Flusses Jenissei in Russland gesprochen. Es gibt zwei Varianten des Enzischen, die manchmal als eigene Sprachen gewertet werden: Wald-Enzisch und Tundra-Enzisch. Die Zahl der Muttersprachler beträgt heute noch ca. 70 - 100 mit leichtem Übergewicht des Wald-Enzischen.

Nganasanisch

Gesprochen in Autonomer Kreis Taimyr, Russland
Sprecher ca. 850 Personen
Linguistische Klassifikation Uralische Sprachgruppe > Samojedisch > Nordsamojedisch > NGANASANISCH

Nganasanisch wird vom Volk der Nganasanen in der Mitte und im Südwesten der Taimyrhalbinsel in Russland gesprochen. Nganasanisch wird in zwei Dialekte unterteilt: Awamisch und Wadeisch.
Die Zahl der Nganasanen tendiert laut der letzten Bevölkerungszählung von 2002 zu weniger als 900. Davon nennen 83 % der Befragten Nganasanisch als ihre Muttersprache. Es steht zu befürchten, dass die Sprache in nicht ferner Zukunft aussterben wird.
Es existiert für das Nganasanische keine Schriftsprache. Anfang der 1990er Jahre gab es Versuche einer Transkription mit kyrillischen Buchstaben, die jedoch in der Praxis nicht verwendet wird. Das phonetische System umfasst achtzehn Vokale, zwanzig Konsonanten und zahlreiche Diphthonge. Zentrale Elemente sind die Palatalisierung und der Stufenwechsel. Die Sprache weist sehr viele Ähnlichkeiten mit dem Selkupischen und Jukagirischen auf.
Link zu einem deutsch-nganasanischen Wörterbuch

Selkupisch

Gesprochen in Russland
Sprecher ca. 1'500 Personen
Linguistische Klassifikation Uralische Sprachgruppe > Samojedisch > Südsamojedisch > SELKUPISCH

ie selkupische Sprache (früher auch Ostjak-Samojedisch oder Wald-Samojedisch genannt) ist eine der samojedischen Sprachen. Das Wort Selkup bedeutet ursprünglich Mensch im Norden. Selkupisch unterscheidet drei Dialekte:
- TAZ (Nordselkupisch; auf ihm baut die Schriftsprache auf, ca. 1'400 Sprechende)
- TYM (Mittelselkupisch, ca. 150 Sprechende) und
- KET (Südselkupisch, noch ca. 20 Sprechende)
Alle drei Dialektnamen leiten sich von Nebenflüssen des Ob ab. Selkpuisch ist die einzige noch existierende südsamojedische Sprache. Sie wird vom Volk der Selkupen in der Region zwischen den Flüssen Ob und Jenissei gesprochen. Die Zahl der Muttersprachler wird mit ca. 1.500 angegeben (etwa die Hälfte des selkupischen Volkes). Im täglichen Umgang setzt sich jedoch immer mehr das Russische durch. Bis zur vierten Klasse wird an manchen Schulen noch in Nord-Selkupisch unterrichtet.
Vor der russischen Revolution von 1917 gab es nur wenige religiöse Texte, die im Rahmen der Christianisierung in selkupischer Sprache festgehalten wurden. Eine selkupische Schriftsprache wurde systematisch erst 1931 entwickelt. Man benutzte zunächst das lateinische Alphabet. Ab 1940 und revidiert 1986 ging man zum kyrillischen Alphabet über.


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